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Decision Support – Dr. von Maur² GbR

Vier Stufen zur „guten" Entscheidung

Gute Entscheidungen zu treffen ist nicht einfach. Wer hätte diesen vollkommen irrationalen Angriffskrieg Russlands voraussehen können? Allerdings wurden im Vorfeld unzählige Fehlentscheidungen getroffen, die vermeidbar gewesen wären und es sieht nicht danach aus, als würde sich daran etwas substanziell ändern. Ja, das ist wirklich nicht einfach, doch würde es helfen, zumindest nicht immer wieder dieselben Fehler zu machen, unverrückbar in Dogmen zu verharren, sich im persönlichen Ineffizienz-Chaos zu verlieren und sich stattdessen auf das Verstehen von Phänomenen wirklich einzulassen.

Gute Entscheidungen zu treffen ist nicht einfach. Vieles verstehen wir nicht, können die Komplexität der Zusammenhänge nicht erfassen und zu prognostizieren, was alles auf uns zukommen wird ist unmöglich. Den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine vorauszusagen, mit all seinen politischen Folgen, scheint uns nicht so einfach möglich gewesen zu sein. Dass sich eine Gesellschaft für eine derart irrationale Lose-lose-Situation entscheidet ist selbst dann überraschend, wenn wir all unsere Kenntnisse über menschliche Abgründe mit einbeziehen. Doch um zu erkennen, dass dort in den letzten Jahrzehnten keine Entscheidungen zugunsten einer gesellschaftlich tragfähigen Entwicklung getroffen wurden und dass dies zwangsläufig zu irrationalen Disruptionen führen wird, braucht man kein Experte zu sein. Eine derart gravierende Abhängigkeit von einem solchen Land zu schaffen zeugt von schwerwiegenden Fehlentscheidungen, die von (fast) allen Parteien mitgetragen wurden – im Namen „der Realpolitik“.

Allein die Entscheidung, auch noch die eigenen Gasspeicher zu verkaufen, ausgerechnet an Gazprom, und deren Füllstände nicht sicherzustellen, ist ein so offensichtlicher und typischer Fehler, dass wir aus dem verzweifelten Kopfschütteln nicht mehr herauskommen. Und wenn wir sehen, dass zwar wochenlang mit „schweren Konsequenzen“ gedroht wird, es aber keine fertigen Pläne für angemessen machtvolle Reaktionen der Politik gibt, dann fragen wir uns was Politik, Militär, Industrie, Consulting etc. nicht verstehen und womit sie die letzten Jahre verbracht haben. Das ist ihre Aufgabe!

Und wer soll von dem Wattebäuschchenweitwurf einer vermeintlich feministischen Außenministerin einer bisher als pazifistisch geltenden Partei beeindruckt werden, die eine 180-Grad-Wende vollzieht und mit derselben Verve wie vorher hochgradig naiv das bellizistische Ziel ausgibt, die Ukraine müsse den „Krieg gewinnen“, dafür müssten nur ausreichend Waffen geliefert werden. Wirklich? Nach so vielen klugen Diskursen über Gewaltsystematik bleibt das als Ergebnis? Diese Entscheidung hätten die Neandertaler auch schon getroffen.

Doch auch die alternative Idee, Putins Angriffskrieg sei eine Angst-Reaktion als Folge der NATO-Osterweiterung, um Russlands Sicherheitsinteressen zu wahren, zeugt von der strikten Weigerung irgendetwas ernsthaft verstehen zu wollen. Man muss dann nur gut mit Putin verhandeln!? Und was genau bietet man ihm an, um welche Ziele zu erreichen? Schon die diplomatischen Bemühungen zu Minsk II hatten ungläubiges Staunen bei uns ausgelöst, wird da doch beharrlich „auf der Sachebene“ argumentiert ohne die Denk- und Handlungsfigur Putins zur Kenntnis zu nehmen. Formale Rituale und Ignoranz als Lösungsstrategie?

Die armen Diplomaten, die nach so vielen Fehlentscheidungen eine Situation vorfinden, aus der heraus sie zukunftsfähige Lösungen konstruieren und umsetzen müssen, obwohl das unmöglich scheint. Einfach ist das alles nicht! Doch es würde helfen, zumindest nicht immer wieder dieselben Fehler zu machen, unverrückbar in Dogmen zu verharren, sich im persönlichen Ineffizienz-Chaos zu verlieren und sich stattdessen auf das Verstehen von Phänomenen wirklich einzulassen. Auch das ist nicht so einfach. Aber es ist enorm effektiv und durchaus machbar. Wer wirklich versteht welche Folgen solcher Entscheidungen für die Betroffenen haben – welches Grauen sie erleben, welchen Horror sie erfahren, welches Elend sie durchmachen, welche Narben sie von ihren Verletzungen davon tragen – der hört auf mit Phrasen und Ausreden, der entwickelt einen unbändigen Willen etwas verbessern zu wollen, um wenigstens das zu verändern, das sich verändern lässt.

Immer dieselben Fehler

Fehler sind etwas allzu Menschliches. Fehlerfreiheit zu verlangen führt zu einer gefährlichen Überforderung. Doch immer wieder dieselben Fehler zu machen ist verrückt, teuer und unnötig. Vor allem wenn es sich um Fehler handelt, die hinlänglich bekannt sind. In unserer Praxis beobachten wir aber genau das. Immer dieselben Fehler! Mit oft verheerenden Konsequenzen. Manchmal schmerzt schon unser Hals vom vielen Kopfschütteln. Alleine diese oft simplen Fehler zu vermeiden birgt ein enormes Potenzial, das in kostenrechnerischen Größen kaum beziffert werden kann. Die häufigsten Muster von Fehlentscheidungen (decision patterns) lassen sich recht gut verstehen. (Fast) jeder kann lernen sie zu erkennen und zu vermeiden, relativ leicht sogar. Wo ist die Hürde? Die meisten behaupten: „Dafür habe ich keine Zeit!“ Das ist wie die Idee, ein Haus mit einem Löffel bauen zu wollen, weil ein Bagger zu teuer ist, zu kompliziert und wegen des permanenten Löffelns einfach keine Zeit bleibt. Typischer Fehler!

Immer dieselben Diskussionen

Ernsthafte Probleme werden ständig weg-„erzählt“, umgedeutet oder verharmlost. Lassen sie sich nicht weiter leugnen, werden sie delegiert. Es wird eine absurde Geschichte nach der anderen erfunden, warum das eigentlich ein ganz anderes Problem ist und da überhaupt nichts (selber) zu machen ist. Geht auch das nicht mehr, wird zu einer der sinnlosesten und teuersten Zeitverschwendungen übergegangen, den endlosen Diskussionen in Sitzungen, Talkshows und sogar mit „Freunden“. Was treibt Menschen dazu ihre Zeit auf diese Weise zu vergeuden? Wieso verbringen kluge Menschen ihre Zeit damit sich den Austausch weitgehend sinnloser Pseudo-Argumente anzusehen? Dabei geht es fast immer um nichts als rhetorische Spielereien von Selbstdarstellern. Ist das interessant? Und sollten solche Spielchen den Ausschlag bei Entscheidungen geben? Immer dieselben Pseudoargumente. Immer dieselben Fehler. Wie wäre es das radikal abzukürzen? Wer Muster erkennt, kann sie benennen. Niemand braucht eine rhetorische Figur zweimal zu diskutieren. Allerdings sind Menschen soziale Wesen, die mikropolitisch agieren, was eine geschickte Einbettung erfordert …

Propaganda, Narrative, Spindoctoring

Um etwas zu „vermitteln“ werden Techniken benötigt. Das ist weder besonders gefährlich noch „böse“, sondern notwendig. Menschen sind keine Logik-Maschinen, die Daten in  Handlungen umsetzen. Sie müssen „verstehen“ und das ist alles andere als einfach. Doch solche Techniken haben oft einen manipulativen Charakter und indem Maße es gelingt diesen zu entschlüsseln, eröffnen sich Freiheiten zu produktivem Handeln. Wer diese Techniken nicht hinreichend entschlüsseln kann, begeht systematische Fehlentscheidungen, die leicht zu vermeiden wären.

Ich weiß schon! Unverrückbar!

„Ich weiß schon!“ Der Dogmatiker weiß immer schon, er weiß immer schon alles. Er weiß wie die Welt ist! Harte Brocken sind das. Sie sind überall. Sie lassen sich von nichts überzeugen. Sie verhindern jede konstruktive Lösung. Ein Teil davon ist in jedem von uns. Und dieser Teil kann sehr gefährlich werden. Wer schon weiß, kann nichts mehr lernen. Wer sich fest legt, unverrückbar, kann nichts mehr verstehen. Wer unfähig ist zu zweifeln, rennt mit Wucht gegen die Wand. Er lässt keine Begründung gelten, nimmt keine Veränderung wahr, sieht keine Widersprüche, Ambiguitäten, logischen Brüche oder Zwischentöne. Andere Perspektiven, neue, schräge, überraschende Lösungen sind ihm unzugänglich. Die Wissenschaftsgeschichte ist voll von klugen Köpfen, die es geschafft haben ihr Denken zu öffnen, um zu Freigeistern zu werden. Von Dogmatikern wurden sie regelrecht bekämpft, weggesperrt oder getötet. Semmelweis ist nur einer davon, dem Millionen ihr Leben zu verdanken haben und der dafür in der Irrenanstalt sterben musste. In den „Kulturrevolutionen“ wurden alle, die es wagten zu denken, also alle Nicht-Dogmatiker, systematisch ausgerottet. Und auch heute noch werden Menschen verfolgt, weil sie genau das tun, was Katastrophen verhindert, Bestehendes in Frage zu stellen. Eine Öffnung auf dieser Stufe hinzubekommen, sei es auch nur partiell, birgt deshalb ein enormes Potenzial pathologische Entscheidungen zu vermeiden. Die Fähigkeit des gesunden (Selbst-)Zweifels zu kultivieren, ist vielleicht die schwierigste Stufe, in jedem Fall ist es die fundamentalste. Je besser das gelingt, desto ernsthafter kann man werden und wirklich hinsehen. Dann fließen die Ressourcen nicht mehr in die Abwehr von Entscheidungen, sondern in die konstruktive Lösung von Problemen – mit dem Bewusstsein dafür, welche Konsequenzen sich aus dem eigenen Handeln ergeben. Chancen nutzen und Verantwortung übernehmen!

(Bemerkenswert, dass sich in den letzten Jahren immer mehr extreme Dogmatiker, ausgerechnet als „Skeptiker“, „Querdenker“ o.Ä. bezeichnen. Dem Irr-Sinn können ausgesprochen bizarre Logikkonstrukte entspringen.)

Konflikte lösen oder katastrophieren?

Konflikte treten auf, wenn Menschen aufeinandertreffen. Also immer. Das nicht wahrhaben zu wollen ist bestenfalls naiv, meistens aber „Pussyness“. Ob dies „Pussyness“ in der eskapistischen oder dogmatischen Form ist, spielt letztlich keine Rolle, weil es auf dasselbe hinausläuft, auf die Katastrophe. Möchte man die Katastrophe verhindern, muss man sich für eine konstruktive Alternative entscheiden. Eine simple Logik. Erstaunlicherweise entscheiden sich viele für die Katastrophe. Dafür spricht nichts. Die „Kosten“ sind exorbitant. Der Nutzen reine Illusion.

Manchmal besteht die konstruktivste Strategie darin Konflikte auszusitzen, ihnen auszuweichen oder von ihnen abzulenken – wie bei Kindern. Manchmal muss man Konflikte ausfechten, mit harten Bandagen und unbedingt gewinnen wollen. Aber diese Lösungsvarianten können sehr teuer werden – gerade auch die „Siege“. Und man darf die eigenen Konflikt-Ressourcen genauso wenig überschätzen („Choose your battles!“), wie man die Fern- und Nebenwirkungen nicht unterschätzen sollte.

Doch die meisten Konflikte sind vollkommen sinnlos. Sie machen aus Nichts ein Problem, das in eine schwindelerregende Steigerungsspirale mündet, aus der es immer schwieriger wird auszusteigen, bei der irgendwann nur noch der „Selbstmordanschlag“ bleibt, um ein Ende zu finden. Künstliche erschaffene Lose-lose-Situationen mit explodierenden „Kosten“ ohne Ausweg. Diese Konflikte sind die Pest! Sie gilt es konstruktiv zu lösen. So früh wie möglich.

Und hier liegt die Krux: Ich kann noch so konstruktiv, „rational“, verständnisvoll, empathisch etc. sein, mein Gegenüber lässt das in seinem Willen zum Irr-Sinn meistens unbeeindruckt. „Rational-Choice“-Ansätze oder deren Abwandlungen, die das Grundpostulat eines Animal rationale beizubehalten versuchen und nur an den Rändern etwas „begrenzt“ sehen,  wirken aus einer empirischen Perspektive bizarr weltfremd. Doch auch Habermas‘ Theorie des „zwanglosen Zwangs“ des besseren Arguments, Rosnbergs empathischem Ansatz der „Gewaltfreien Kommunikation“, dem Pazifismus Ghandis und so vielen anderen klugen und vernünftigen Ansätzen steht beharrlich der unbändige Wille zur Irrationalität des Lebendigen entgegen. Mit ihm gilt es umzugehen. Aber wie?

Nach der geschulten Fehlervermeidung (Stufe 1) und offenen Ernsthaftigkeit  für schwierige Entscheidungen (Stufe 2) kann es konkret losgehen mit den anstehenden Entscheidungsprozessen. Doch oft gibt es dabei Probleme mit der (Selbst‑)Organisation, die dem im Wege stehen. Das sind sehr häufige, sehr menschliche Probleme, die aber gefährliche Ausmaße annehmen können, bis hin zur totalen Lähmung durch Überforderung.

Nun gibt es für jedes komplexe Problem eine einfache Lösung. Aber die funktioniert nicht! So gibt es unzählige Ratgeberbücher mit „Simplify“-Versprechen, 7 Regeln oder 5 Wegen. Die kann man unters Kopfkissen legen und das Beste hoffen. Doch diese Ratgeber sind meist hochgradig naiv. Hilfreich ist oft nur die anfängliche Euphorie, die dann wie nach einer Diät verfliegt und das Problem verschärft. Und leider sind viele wissenschaftliche Ansätze in diesem Bereich viel zu theoretisiert, weil es mehr auf die Publikations- als auf die Lösungsfähigkeit des Ansatzes ankommt. Doch das geht eben auch anders. Es gibt Ansätze, die richtig effektiv sind. Nur einfach sind diese Ansätze nicht. Sie müssen erlernt und geübt werden, wie alles das einen echten Effekt hat.

Einige Beispiele sind:

  • Prokrastination überwinden
  • SDT-Organisation (Prozesse, Motivation, Erfolg)
  • Kommunikationskanalmanagement (u.a. E-Mail-Effizienz)
  • Zeit-, Prioritäten- und Aufgabenmanagement
  • Ambiguitätsschleifen durchbrechen
  • Fokussierungstechniken
  • Methoden, Techniken, Werkzeuge, Übungen

Eine Reihe von Menschen begutachtet eine Entscheidungssituation, hört einer Diskussion zu, steht vor einem Kunstwerk, sieht einen Film oder lässt sich darauf ein, ein komplexes Phänomen zu verstehen. Manche verstehen sehr wenig. Andere verstehen jede Menge, aber lauter Unsinn. Einige wenige aber verstehen ganz anders was dort passiert. Sie erkennen Zusammenhänge, Motive, Hintergründe, Anspielungen, Späße, Flunkereien, Abgründe, Voraussetzungen, Ziele etc., die den anderen verborgen bleiben. Sie verstehen also das Entscheidende. Das hat nichts mit Magie zu tun, sondern mit Expertise und kognitiven Techniken, die man erlernen kann, um dann auch zum Experten zu werden, der anders versteht und dann auch andere Entscheidungen treffen kann.

Die meisten verstehen sehr wenig, selbst wenn sie direkt vor einem interessanten Phänomen stehen, weil ihnen nicht bewusst ist, was dort zu erkennen wäre. Sie haben auch keine rechte Lust sich der Anstrengung einer tieferen Analyse zu widmen. Bei einer zweiten, ernsthafteren Gruppe bedeutet Verstehen die Fakten zur Kenntnis zu nehmen! Dazu wird die objektive Realität gemessen und sachlich, rational, emotionsfrei, interesselos in berechenbare Größen überführt, die zu einem optimalen Ergebnis führen. Das braucht einen kühlen Kopf und gesunden Menschenverstand. Solche reduktionistisch-szientistischen Vorstellungen werden auch von vielen Wissenschaftlern vertreten, obwohl sie hochgradig naiv sind, wissenschaftstheoretisch unhaltbar und echtes Verstehen nur sehr eingeschränkt ermöglichen. Dabei ist das weitaus klüger als die reine Irrationalität der dritten Gruppe, wie sie von Populisten wie Trump, Putin & Co. propagiert wird, deren einziges Verstehensinteresse darin zu bestehen scheint, wie sie Menschen so manipulieren können, dass diese den abstrusesten „Bullshit“ für „die“ unbezweifelbare Wahrheit halten und jede wissenschaftliche Begründung für eine Verschwörung dunkler Mächte. Wer einmal liest was in solchen Foren oder Wahlprogrammen steht und welche fanatische Begeisterung der abgründigste Irrsinn bei Menschen erzeugt, bekommt fundamentale Zweifel, ob es da überhaupt einen Willen zum Verstehen gibt. Den „gesunden Menschenverstand“ zu vertreten glauben diese Irren (ja, so müssen sie ganz ohne Appeasement bezeichnet werden!) allerdings auch.

Wenn aber der Populismus der Irrationalen vollkommen irre ist (und also zu irren Entscheidungen führt) und das „Fakten“-Paradigma wissenschaftstheoretisch naiv ist (immerhin gibt es einen Willen zum Verstehen und nachvollziehbare Methoden), wie lässt sich dann echtes Verstehen erreichen, um gute Entscheidungen zu treffen? Ganz einfach: Dafür gibt es Techniken, die durchaus nicht neu sind, auch nicht sonderlich kompliziert oder magische Fähigkeiten voraussetzen. Viele dieser Techniken sind nur etwas schwer zugänglich, weil sie nicht selten in komplexe Theoriegebäude eingebettet sind, die zu Ihrem Verständnis vieles andere bereits voraussetzen und deren „Witz“ darin besteht, dass sie kontraintuitiv sind, also gerade dem Commonsense widersprechen. Man kann das aber lernen, wenn man einen verständlichen Weg beschreitet und sich von einigen naiven Vorstellungen des Commonsense löst. Denn das Vorgehen ist nicht algorithmisierbar, nicht vollständig exakt, nicht quantitativ-logizistisch. Man braucht die besonderen Fähigkeiten, die Menschen ausmachen (im Gegensatz zu einer KI), nämlich wirklich denken zu können und das auch schräg, unvorhersehbar, immer wieder neu: Multiperspektivische Sichtweisen, in Zusammenhängen, interpretierend, verstehend. Was dann dabei herauskommt wirkt im Nachhinein oft gar nicht mehr so kompliziert, erscheint manchmal plötzlich glasklar und es stellt sich die Frage, warum das nicht schon andere in dieser Weise verstanden hatten. Doch so ist der Prozess. Wieso haben Steve Jobs & Co. den Mac und das IPhone „erfunden“ und nicht IBM bzw. Nokia. Wieso haben Jeff Bezos & Co. Amazon erfunden und nicht die Post oder IBM, die darüber nur gelacht haben? Wieso haben Elon Musk & Co. PayPal und Tesla „erfunden“ und nicht die internationale Finanz- bzw. deutsche Autoindustrie? Oder wieso sieht jemand wie Gunter Dueck (ehem. Chief Techie IBM) so vieles voraus und trotzdem lachen die meisten über diesen skurrilen „Spinner“ statt endlich zu verstehen und Entscheidungen zu treffen?

Um nur ein Beispiel zu machen: Was oft als „Bauchgefühl“ bespöttelt wird, hat bei Experten wenig mit Esoterik, transzendenten Visionen eines Orakels oder bloßen Gefühlen zu tun, sondern mit auf langjähriger praktischer Erfahrung basierender Intuition, die eine sehr grundlegende Fähigkeit des Gehirns ist, um komplexe kognitive Prozesse zu verarbeiten. Immer wieder wird das fälschlicherweise als nicht rational missverstanden, weil die einzelnen Denkschritte nicht analytisch explizierbar sind, sich körperlich manifestieren und irgendwie „wild“ anfühlen. Dabei besteht durchaus das Problem, das von außen nur schwer ersichtlich ist, ob man es dabei mit echtem Verstehen zu tun hat oder den Visionen von „Geistersehern“ und Scharlatanen. Die Qualität des „Bauchgefühls“ von Trotteln bleibt in den Grenzen ihrer kognitiven Möglichkeiten … Doch echte Experten zeichnen sich gerade durch diese Fähigkeit aus, mit der sie ein tiefgründiges, umfassendes Verstehen von komplexen Zusammenhängen erlangen können. Das lässt sich auch nicht kopieren, was trotzdem immer wieder passiert. Naivlinge imitieren Experten und deren Erfolgskonzepte gerne, was dann ungemein bizarr wirkt. Denn sie erzeugen meist Cargo-Kulte, indem sie die sichtbaren Phänomene nachahmen, den Kerngedanken aber nicht verstehen und deshalb grotesk daneben liegen. Auch Kahnemanns „langsames Denken“, das immer wieder als Referenz angeführt wird, bleibt deshalb immer Stückwerk des Nicht-Verstehens, das zur echtem Verstehen nie vordringt.

Es geht nicht um Magie und Zauberei, sondern um kognitive Techniken, wie das Verschieben von Perspektiven, die immer wieder andere Sichtweisen ermöglichen, um zu einem Verständnis zu gelangen, das jenseits simpler quantitativer Größen wie Kennzahlen liegt. Um zu zeigen, wie bodenständig eine solche Methode ist, haben wir uns den Spaß gemacht, dies an höchst alltäglichen Gegenständen exemplarisch zu verdeutlichen.

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